AKie's Bogenblog

9. November 2019

Nachtschießen Jockgrim

Ein Jahr kann soooo lang sein ... 350 Tage nach der letzten "Erlebnisrunde im Dunkeln" war es (endlich!) wieder soweit: Kurz vor dem November-Vollmond ging es nach 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018 zum achten Mal auf 'gen Jockgrim. Dieses Turnier, ausgerichtet von den Bogenschützen des SV Diana gehört - trotz der deutlich ausgedünnten Turnierauswahl - nach wie vor zu unseren "must go to-Turnieren".

Schon bei der Ankunft kündigten sich gravierende Änderungen an: Zunächst einmal war da eine große "Bogenablage" unmittelbar vor dem Schützenhaus ... dann folgte - pünktlich wie gewohnt - die Ansage. In diesem Jahr war Berthold Brecht dann mit modernsten Medien, einem Handy mit angeschlossener Box, wortgewaltig am Werk ... seine launigen Sprüche sorgten so für den einen oder anderen Lacher.

Für die Nachtrunde kündigte er eine "Überraschung" an ... später dazu mehr.

Nachdem wir im Vorjahr mit dem "reduzierten Team" am Start waren, klappte es in diesem Jahr erfreulicherweise, dass wir mit der kompletten Stammtruppe antreten konnten: Neben der "Königin der Nacht" Karin und mir war auch wieder unser lieber Bogenfreund Patrick mit dabei. Nach der "Vorjahrespause" stieß in diesem Jahr erfreulicherweise auch wieder Roman dazu. Entsprechend groß war die Vorfreude auf die fünfte gemeinsame Runde im Vorfeld.

Komplettiert wurde unser Startgruppe 17 durch Alexander, der von Beginn weg gut zu unserer "Lästergruppe" gepasst hat.

Während uns Karin von der ersten Scheibe weg mit guten Treffern verblüffte, benötigte ich einige Tierchen, bis ich ins Turniergeschehen hineinkam.

Benötigte ich im Vorjahr für jedes Tier nur einen Pfeil, so musste ich auf dieser Runde gleich beim zweiten Tier, dem wunderschönen "2D-Fuchs", zum dritten Pfeil greifen. Zudem hatte ich Schwierigkeiten, die Pfeile Online zu bekommen. Manchmal saßen sie links auf dem Tier, ein anderes Mal dann rechts. Zudem blieben die Kills regelrecht vernagelt. Während viele Pfeile knapp unter, über oder neben dem Kill landeten, saßen zum Ende nur fünf Pfeile (einer davon allerdings im dritten Versuch) im "magischen Kreis".

Was mir über all die Jahre positiv aufgefallen ist: Jedes Jahr gibt es neue Laufwege und neue Tierpositionen. So auch in diesem Jahr, wo man die Parcoursführung wieder im Wald auf der Schützenhausseite gewählt hat.

Die Strecke führte zum größten Teil im Zick-Zack durch den Weg, abseits der Fahrwege. Erfreulicherweise ging es auch wieder einmal hinaus zu den Tümpeln. Hier fanden sich herrliche Schüsse über die Miniseen bzw. an deren Rand entlang.

Die einzelnen Schüsse waren wieder hervorragend in Szene gesetzt und, wo nötig, mit Backstopps versehen, so dass sich die gesamte Runde wieder sehr pfeilschonend erwies. Von der ersten Scheibe weg hatten wir so viel Freude und genossen den herrlich herbstlichen Wald.

In unserer Gruppe harmonierte es wieder aufs Beste: Von Beginn an stand der Austausch untereinander sowie das unvermeidliche "Gefrotzel" im Vordergrund. Das Turnier selbst - zumal die Tagrunde - gerät hier schon fast zur Nebensache. Das gemeinsame Genießen unseres Hobbys steht einfach im Vordergrund, da verkommt die "Punktejagd" zur Nebensache.

Mit dem Wetter hatten wir Riesenglück: Hatte es in der Vorwoche noch mächtig geregnet, so zeigte sich am Morgen sogar die Sonne. Der kurze Schauer, der am frühen Nachmittag (sowie nochmals am frühen Abend zu Beginn der Nachtrunde) durchzog, störte uns nur geringfügig.

Ein kleinen Wermutstropfen gab es dann doch: Irgendwie werden die Schussfenster von Jahr zu Jahr "unerfreulicher". Wie Berthold bereits beim Briefing angesagt hatte, musste man sich an vielen Scheiben immer wieder verrenken, um ein geeignetes Schussfenster zu finden.

So sehr ich selbst enge Schussfenster schätze - ich finde, man sollte das nicht übertreiben. Es gab kaum einen Schuss, bei dem einem nicht Blätter, Äste oder sonstiges den Blick versperrten. Zudem spielt die Köpergröße dann auch eine Rolle: Was für mich noch einigermaßen OK war, stellte für kleinere Schütz_innen dann schon eine größere Herausforderung dar.

Darüber hinaus waren die Distanzen in diesem Jahr sehr moderat. Einerseits erfreulich - andererseits fehlten die besonderen Herausforderungen wie z. B. der "Grizzly am Baumstamm" - sei es auf der offenen Wiese (2017) oder in der "Schlucht" (2018) bzw. der Rothirsch auf der wunderschönen offenen Wiese wie 2016.

Viele der tollen Tiere blieben zudem im Container: Weder das Mammut, noch die Spinne im Netz, noch der Säbelzahntiger  waren auf der Rund anzutreffen. Mein Bauch meinte ohnehin, dass es insgesamt zu viel "Kleinvieh" war ... aber vielleicht täusche ich mich da.

Um 16.35 Uhr hatten wir dann unsere Tagrunde beendet, im Vergleich zu den Vorjahren etwas spät ...

Wie üblich genoss ich dann den Plausch mit den vielen Bekannten sowie einigen "Neulingen" und genoss den erstklassigen "Gulaschtopf". Dann begann bereits die Vorbereitung auf den Höhepunkt - die Nachtrunde. Berthold ging herum und gab bekannt, dass diese pünktlich um 18.30 Uhr am Pflock beginnt - das schien mir dann doch ein wenig spät ...

Nun war ich auf die angekündigte (und vielleicht u.a. auch auf meine Anmerkungen der vergangenen beiden Jahre zurückzuführende) "Überraschung" gespannt:

Man hatte die Probleme bei den bislang verwendeten Petroleumlampen erkannt und nun auf "LED-Beleuchtung" umgestellt. Spezielle (dimmbare) Campingleuchten kamen erstmals zum Einsatz.

Sehr zu meiner Freude verfälschten diese den ureigenen Charakter des Jockgrimer Turniers nicht (und konkurrieren auch nicht mit meinem "Villinger Ansatz"); alles war "wie gewohnt": Warmes Licht, das ohne flackern für alle Teilnehmer bis zum Ende der Runde die Tiere ausnahmslos perfekt ausgeleuchtet hat. Endlich "gleiche Bedingungen für alle".

Die neuen Lampen im Einsatz (oben links) - hinter dem Blendschirm sicher aufgehängt. Die perfekt ausgeleuchteten Tiere (oben rechts unsere Startscheibe 17). Alexander an unserer Startscheibe (unten) - alle drei Aufnahmen erfolgten ohne "Zusatzbeleuchtung" von außen!

Danke an die Verantwortlichen, dass ihr euch zu dieser Veränderung entschlossen habt. So macht die Nachtrunde einfach noch mehr Freude!

Das dimmbare Licht ermöglichte, dass die einzelnen Tiere immer optimal in Szene gesetzt werden konnten: Bei den kleineren Tierchen - wie hier die Hasen - wurde die Leuchtstärke heruntergeregelt, bei den großen Tieren - z. B. dem stehenden Bären - entsprechend "stark aufgedreht". Immer waren die Tiere korrekt ausgeleuchtet ... 

Während der Nachtrunde gab es dann wieder den lecker bestückten Dopingstand. Ich liebe hier vor allem den (alkoholfreien!) Punsch. Könnte mir da bitte mal endlich jemand das Rezept zukommen lassen?

Ich hoffe, dass die "freiwilligen Spenden" hier auch so reichlich fließen, dass dieser tolle Service weiterhin aufrecht erhalten werden kann!?!

Leider bestätigte sich während der Nachtrunde meine Vorahnung bzgl. der - eigentlich ganz schönen - Wegführung bzw. den gewählten Schussfenstern:

Stören bei Tag die "Stolperfallen" noch wenig, so werden diese bei Nacht zur Gefahr. Obwohl ich mir die Wegführung genau eingeprägt hatte, schmierte ich bei Nacht beim "Drachenküken im Ei" böse in ein Schlammloch ab und zog mir ein schmerzendes Knie zu - letztlich hatte ich Glück, dass nichts schlimmeres passiert ist. Auch die anderen Gruppenmitglieder machten unerfreuliche Erfahrungen mit diversen "Sumpflöchern", quer liegenden oder tief hängenden Ästen ...

Die (zu) nah an den Tümpeln gesetzten Tiere erschwerten das Pfeile ziehen unnötigerweise und das Reinigen der "daneben getroffenen Pfeile" war auch nicht gerade eine Freude.

Schlagen dann die Wurfarme an den zahlreichen Ästen der Schussfenster an, vergeht die Freude am Bogensport rasch. Wenn dann immer wieder   die fliegenden Pfeile durch ins Schussfenster ragende Äste stark abgelenkt werden ist dies akzeptabel - aber dem Spaß nicht unbedingt förderlich. Ich bevorzuge für die Nachtrunde eindeutig freie Schussfenster ...

Erst gegen 22.50 Uhr konnten wir unsere Nachtrunde beenden. Das war dann schon ein kleiner Schock für uns - schließlich warten rund 125 Kilometer Fahrstrecke auf uns (mich). Die Siegerehrung haben wir so (leider) nicht mehr abwarten können und uns nach einem kurzen Erfrischungsgetränk gleich auf den Heimweg gemacht.

Trotz allem war es auch in diesem Jahr wieder eine tolle Veranstaltung. Mit meinen 300 Punkten am Tag (5. Platz mit gleicher Punktzahl wie der 3.) sowie den 284 Punkten in der Nacht kam ich am Ende auf einen erfreulichen 4. Platz (45 Teilnehmer).

Karin hatte zu Beginn der Nachtrunde leider kleine gesundheitliche Probleme und konnte sich nicht ganz auf das Bogenschießen konzentrieren. So ereilten sie einige, normalerweise vermeidbare, Miss. Nach dem zweiten Platz in der Tagrunde kam sie am Ende auf 546 Punkte, was ihr einen hervorragenden 2. Platz einbrachte.

Weitere Impressionen

Die Siegerliste

Fazit: Als bekennender "Jockgrim-Fan" war ich nach diesem Turnier hin- und hergerissen. Da waren einerseits die superpositive Verbesserung in Sachen Beleuchtung, das nach wie vor erstklassige Ambiente (was für ein herrliches Gelände, erstklassige Verpflegung und supernette Veranstalter) sowie die vielen tollen Bogensportfreunde aus nah und fern. Auf der anderen Seite war die Wegführung in diesem Jahr - bei Tag noch akzeptabel und interessant, bei Nacht jedoch suboptimal - nicht unbedingt geglückt und - zumindest nach meiner Meinung - nicht optimal ausgeflattert (ich sah an verschiedenen Scheiben doch einige "Irrläufer", auch wir hatten bei der Nachtrunde einmal die Orientierung verloren. Dazu gab es Schütz_innen, die ihre Runde beendet hatten und auf dem Rückweg ins Schützenhaus plötzlich hinter einer Scheibe aufgetaucht sind). Die vielen Schüsse aus dem/durch das "Gemüse" treffen zudem auch nicht meinen Geschmack. Sei's drum - ich denke, dass wir auch im kommenden Jahr wieder am Start sein werden. Dafür gibt es einfach zu wenig Nachtturniere und daran habe ich letztlich die größte Freude!

Auch wenn es sich schon deutlich gebessert hat (man sieht von Jahr zu Jahr nun mehr Teilnehmer mit roten Taschen-/Stirnlampen bzw. reinem Schwarzlicht): Liebe Schütz_innen - ich wäre sehr dankbar, wenn ihr die Stirn-/Taschenlampen nur zum "Pfeile suchen" einsetzt und darauf achtet, dass man andere Teilnehmer_innen nicht unnötigerweise geblendet werden (Vgl. hierzu auch den Artikel in der TB 85: "Test: Taschenlampen fürs Nachtschießen").

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