AKie's Bogenblog

16. November 2013

Jockgrimer Nachtschießen

Nach dem tollen Erlebnis im vergangenen Jahr wollten Karin und ich uns dieses besondere Turnier auch in diesem Jahr nicht entgehen lassen. Da der "November-Vollmond" in diesem Jahr schon in die Monatsmitte fiel, hofften wir auch auf etwas "milderes Wetter" ...

.. wir sollten nicht enttäuscht werden: Nachdem es in den Tagen zuvor sehr wechselhaft war und es teils heftige Sturmböen und Schauer gab, besserte sich das Wetter zum Turnierwochenende hin. Auch die Temperaturen stiegen ein wenig an.

Am Turniertag selbst war es dann den ganzen Tag über trocken und die Temperaturen erreichten tagsüber knapp den zweistelligen Bereich. In der Nacht sollte es dann - vor allem in der Nähe der diversen Tümpel etwa zur Hälfte der Runde - deutlich abkühlen. Kam dann auch noch der Wind dazu, wurde es schon recht usselig. Aber bekanntermaßen gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Nach den Erfahrungen des Vorjahres hatten wir uns entsprechend vorbereitet und kamen so problemlos durch den Tag.

Der Wald präsentierte sich wieder absolut herrlich. Noch hingen die letzten Blätter an den Bäumen des wunderschönen Laubwaldes und hie und da konnte man noch verschiedene Pilze finden.

Im Gegensatz zum Vorjahr hatten wir uns entschlossen, erst zum Turnier selbst anzureisen. So fuhren wir gegen 9.00 Uhr in Richtung Pfalz. Mit an Bord hatten wir kurzfristig auch meinen Vereinskamerad Patrick B., der sich - nach seinem "Ersterlebnis" beim Nachtschießen in Schenkenzell - dieses wunderschöne Turnier unbedingt ansehen wollte und auch noch kurzfristig einen Startplatz erhalten hatte. Kurz vor 11.00 Uhr erreichten wir das Schützenhaus, wo wir auf Jutta und Ralf S. trafen, mit denen wir gemeinsam auf die Runde gehen wollten.

Nach erfolgter Anmeldung konnten wir uns auf Startscheibe 20 eintragen - wegen der kurzen Laufwege ein idealer Start sowohl für die Tag- als auch Nachtrunde. Patrick bekam aber fast die Krise, da gleich die ersten Tiere eher von der "kleineren Sorte" waren ... hadert er derzeit doch gerade wegen dieser Tierkategorie mit seiner Targetpanic.

Pünktlich um 12.00 Uhr hatte Klaus zum Briefing gerufen: Nach seiner kurzen aber konsequenten Ansprache ging es hinaus auf die erste Teilschleife des Tages: Es galt, die 20 Tiere vom blauen Pflock aus in Angriff zu nehmen. Dabei wurde eine normale Dreipfeilrunde mit der einfachen Kill-/Körperwertung (20/16) ausgetragen.

Direkt nach der Ansprache wurde man zur Startscheibe geleitet, von wo aus man pünktlich um 12.30 Uhr den ersten Schuss abgeben konnte.

Der Parcours 2013

Unsere Gruppe, etwas zur Hälfte der Runde: Ralf, Jutta (mit Torin), Patrick und Karin (im Anschlag auf den Hirsch, der uns durchaus Kopfzerbrechen bereitet hatte):

Im Vergleich zum Vorjahr haben wir einen kräftig überarbeiteten Parcours vorgefunden: Die Wegführung war in großen Teilen neu, wenn auch im bekannten, sehr moderaten, Waldstück.

Die einzelnen Schusssituationen waren durchweg recht knifflig: Der Abschusspflock befand sich da schon einmal direkt hinter einem Baum, so dass man nur mit einem großen Ausfallschritt sein Ziel überhaupt erreichen konnte. Schüsse über Senken hinweg, durch Baumgassen hindurch sowie durch schmale Schussfenster im Unterholz boten so manche Herausforderung.

Die ausgewählten Scheiben waren nach unserer Ansicht allesamt "safe", wenn auch z.T. recht dicht beieinander. So überkommt einem schon einmal ein leichtes Kribbeln im Nacken, wenn in nicht allzu großem Abstand die Pfeile der nachfolgenden Gruppe an deren Scheibe einschlagen.

Abgesehen von den vielen kleinen Tieren, die es im Vergleich zum Vorjahr auf dem Parcours gab (später, im Gespräch mit den beiden "Parcoursbauern", wurde mir dann schnell klar, warum z.B. der große Grizzly nicht auf der Rund zu finden war), hatten wir dann von Beginn weg unsere Freude: Die Gruppe harmonierte aufs Beste und jeder gönnte jedem den guten Schuss. Parallel wurde natürlich ausgiebig gefrotzelt und natürlich auch gefachsimpelt.

 

Unsere Startscheibe 20: Die Ratten

Ralf versaute sich seinen Turniereinstieg aufgrund einer kleinen Unkonzentriertheit: Die Standhöhe seines Bogens passte an den ersten beiden Scheiben nicht und so fanden die ersten sechs Pfeile nicht den Weg auf die - zugegebenermaßen kleinen - Scheiben "Ratten" und "Fasan"; alle Pfeile schlugen zwar in der richtigen Höhe aber links von den Tieren ein. Nachdem er dann die Standhöhe korrigiert hatte, setzte er Treffer um Treffer. Allerdings hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt schon klar von ihm absetzen können.

Ralf bei einem der weiteren Schüsse auf der Runde: Das Reh

 

 

 

Jutta hingegen fand gleich souverän ins Turnier hinein. Ihre Technik hat sich zwischenzeitlich sehr gut stabilisiert und so duellierte sie sich von der ersten Scheibe weg mit Karin. Als Karin dann etwa zur Hälfte der Runde eine kurze "Schwächeperiode" durchgemacht hat, hatte Jutta dann vorübergehend sogar die Nase vorne.

 

Jutta bei Scheibe 15: Schuss auf die Truthenne

 

Sehr zu meiner Freude fand auch Patrick - trotz der kleineren Tiere zu Beginn unserer Runde - gut in das Turnier hinein. Auch ihm gelangen gute Treffer. Hin und wieder musste er dann trotzdem zum zweiten bzw. dritten Pfeil greifen. Dies verwundert angesichts der wirklich knifflig gesellten Scheiben nicht. Ärgerlich waren dagegen schon eher die Miss, die er sich bei den weiteren Distanzen, die gerade in der letzten Zeit durchaus seine Stärke waren, einfing.

Trotzdem konnte man Patrick ansehen, dass er sich in der Gruppe wohlgefühlt hat und bei seiner ersten Teilnahme an diesem Turnier schon bei der Tagrunde viel Freude hatte.

Auch Karin fand, trotz der längeren "Bogenpause" (letztmals hatte sie den Bogen beim Turnier in Michelbach in der Hand), gut in ihre Tagrunde hinein. Allerdings hatte sie dann ungewohnt früh einen kleineren "Einbruch" und fing sich das ein- oder andere Miss ein, wodurch Jutta sie im Zwischenklassement wieder überholen konnte.

Wie wir es jedoch von Karin durchaus gewohnt sind, fing sie sich wieder rasch und setzte gerade zum Ende der Runde hin wieder souverän ihre Treffer, zumeinst mit dem ersten Pfeil.

Weitere Impressionen:

Bereits kurz nach 15.00 Uhr kamen wir so, völlig zufrieden und sichtlich gut gelaunt, aus unserer ersten Teilschleife zurück. Die Wettkampfkarten wurden noch einmal kontrolliert und dann bei der Wettkampfleitung abgegeben, bevor wir uns dann mit Heißhunger über die wirklich sehr gute und reichhaltige "Wildsaugulaschsuppe" hergemacht haben.

Anschließend galt es, die Zeit bis zur Nachtrunde zu überbrücken. Dies fiel uns natürlich nicht besonders schwer, da ja genügend Bekannte vor Ort waren und so der gemütliche Plausch an erster Stelle stand. Zudem wurde ein "Blasrohrschießen" angeboten, das für viel Gelächter sorgte ...

"Seltsame Äste":

Jutta und ich hatten bei Scheibe 7 "Gefallen" an einem Baum gefunden ...

Die "Fledermaus" schaut in Richtung Abschusspflock und sieht ...

Das Warten auf die Nachtrunde war - zumindest für mich - dann eine "harte Nuss". Ich war so voller Vorfreude, dass ich es kaum bis zur Dämmerung ausgehalten hatte. Kurzerhand habe ich mich dann damit abgelenkt, die Pfeile für die Nachtrunde auf dem vereinseigenen Schießplatz auszutesten. Ich glaube kaum, dass ich jemals bei einem Turnier so viele Pfeile vor der Runde abgelassen habe ...

Tja - und dann war es endlich soweit. Mit Einbruch der Dunkelheit versammelten sich dann die Bognerinnen und Bogner vor dem Schützenhaus. Einziger Schönheitsfehler: Die "Chefetage" war auch um 17.30 Uhr noch nicht aus der "Vorbereitungsrunde" (die Petroleumlampen mussten aufgefüllt, angezündet und ausgerichtet, die Knicklichter am Startpflock festgemacht werden) zurück. Langsam stieg die Unruhe, bis dann um 18.00 Uhr das obligatorische Briefing stattfand. So konnten wir erst mit ein wenig Verspätung zu unseren Startscheiben aufbrechen, wo dann um 18.20 Uhr der erste Pfeil fliegen durfte:

Überall leuchteten Taschenlampen auf, Stirnlampen wurden angeknipst und allerlei "Hilfseinrichtungen" in Betrieb genommen (wobei UV-Lampen wohl die wertvollste Unterstützung in dieser Nacht geleistet haben).

Knicklichter und nachleuchtende, durch UV-Licht "aufladbare" Wraps waren weitere Hilfsmittel, die bei unterschiedlichen Bognern zu bewundern waren. Selbstverständlich waren jedoch die Lumenocks wieder der Renner. Erst durch sie ist man (zumindest ist das bei mir der Fall) in der Lage, ggf. einen Fehlschuss sinnvoll zu korrigieren.

Die Nachtrunde umfasste wieder die 20 bekannten Tiere, wobei nun vom - deutlich entschärften - "Nachtpflock", der zudem mit einem Knicklicht beleuchtet war, aus geschossen wurde.

Die Tiere waren wieder mehr oder weniger ausgeleuchtet und es herrschte, trotz des "fast noch"-Vollmonds und dem Hochnebel, der das Licht der umgebenden Städte durchaus stark reflektierte, eine eindrucksvolle Dunkelheit.

Unsere Startscheibe 20 bei Nacht: Die beiden Ratten im Licht der Petroleumlampen

Der total dunkle, herrlich ruhige Wald, die ausgeleuchteten Scheiben - und dann das Schießen: Man stellt sich an den Pflock, legt den Pfeil auf die Sehne (schon das war hin und wieder eine Herausforderung), hebt den Bogenarm und sieht .... WENIG ... dann der Ablass und sehr oft direkt danach das "Plopp", wenn der Pfeil auf dem Tier einschlägt. Immer wieder unfassbar, wie gut man trotz Dunkelheit trifft ...

 

Patrick bei einer - extra gestellten - Blitzlichtaufnahme

Hier einmal der direkte Vergleich einer Scheibe bei Tag und Nacht (Fuchs - Scheibe 19)

Impressionen aus der Nachtrunde:

Obwohl Ralf, Jutta und Patrick in Sachen "Nachtschießen" durch den Schlössle-Energie-Cup einen kleineren Trainingsvorsprung hatten, konnten Karin und ich von Beginn weg gut mithalten.

Ich selbst war vor lauter Vorfreude auf das Turnier und angesichts der tollen "optischen Reize" wie in einem "Tunnel" unterwegs. Ich registrierte abseits der Nachtrunde kaum etwas und setzte so teilweise bessere Treffer als am Tag. Selbstverständlich beteiligte ich mich auch wieder gerne an den Gesprächen und Frotzeleien innerhalb unserer Gruppe. Sobald aber die nächste Scheibe in Sicht kam, war ich völlig fasziniert und bemühte mich, den Fokus auf die teilweise schon recht schwach ausgeleuchteten Scheiben zu legen.

Es war immer wieder ein unglaublich tolles Gefühl, wenn man den Pfeil Dank der leuchtenden Lumenocks mit den Augen verfolgen konnte und schon kurz nach dem Abschuss sicher war, dass dieser nun im Tier einschlagen würde ...

Auch der Rest der Truppe hatte sichtlich Freude. Natürlich fing man sich hin und wieder ein Miss ein oder benötigte einen zweiten oder gar dritten Pfeil. Das tat der Freude insgesamt aber definitiv keinen Abbruch.

Naja - manchmal haben wir sogar Pfeile nachgeschossen, auch wenn wir sicher waren, dass der erste bereits sein Ziel gefunden hatte ... an was das wohl liegen mag??

 

Der Adler (Scheibe 3) - ohne jegliche Zusatzbeleuchtung!

Nach nur zwei Stunden kamen wir dann schon wieder aus unserer Nachtrunde zurück. Viel zu schnell ging dieses wunderschöne Erlebnis so zu Ende. Abgesehen von zwei kleineren "Verwirrungen" hatten wir auch den Weg bei Nacht gut gefunden. Ein klein wenig mehr "Flatterband" hätte es aber auf der Runde dann insgesamt gesehen durchaus sein dürfen. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie schnell man in der Dunkelheit die Orientierung verlieren kann...

 

Mit großer Verwunderung stellte Karin - die freundlicherweise wieder einmal das Schreiben für alle übernommen hat - fest, dass ich in der Nachtrunde (318) dann sogar noch mehr Punkte als bei Tag (314) erreicht hatte. Das bedeutete eine klare Steigerung zum Vorjahr, wo ich in der Nachtrunde dann durchaus "Federn gelassen" hatte. Auch Karin konnte ihr Ergebnis vom Tag klar steigern. Sichtlich gefreut hat sich Patrick, der sich - nach seiner nicht ganz optimalen Tagrunde - ebenfalls um ein paar Punkte gesteigert hat. Jutta und Ralf blieben knapp unter ihren Ergebnissen des Tages.

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr haben Karin und ich uns die Zeit genommen, die Siegerehrung abzuwarten. So konnten wir noch etliche Gespräche führen und uns mit unseren Freunden aus nah und fern austauschen.

Die kurz nach 22.00 Uhr durchgeführte Siegerehrung sorgte dann noch einmal für große Freude im Hause Kienzler: Erstmals erreichten Karin und ich bei einem Turnier die selben Plätze: Mit ihrer feinen Leistung erkämpfte sie sich den dritten Platz in der BHR-Damenklasse, während ich mich über den selben Platz in der BHR-Herrenklasse freuen durfte. So konnten wir uns dann, mit einem netten, selbst hergestellten Pokal - verbunden mit einem Gutschein für einen bekannten Bogensporthändler - auf die Heimreise machen.

Fazit: Auch in diesem Jahr war es wieder ein wirklich erstklassiges und einfach wunderschönes Turnier. Wir hoffen nun, dass es das auch im kommenden Jahr noch geben wird! Wenn ja - dann sind wir sicher wieder mit von der Partie!!!

 

 

Die Siegerliste

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