AKie's Bogenblog

14. Mai 2015

1. traditionelles Wolterdinger 3D-Turnier

... durchgeführt von den Bogenfreunden Wolterdingen.

Bei der Turnierteilnahme der Wolterdinger Bogenfreunde am Vatertag 2014 in Küssaberg entstand ganz offensichtlich die Idee, im Jahr 2015, ebenfalls am "Vatertag" (Christi Himmelfahrt) ein eigenes (besser organisiertes/durchgeführtes?) traditionelles Bogenturnier auf dem Vereinsparcours der BF Wolterdingen auszuschreiben.

Es war für Karin und mich natürlich Ehrensache, bei diesem Turnier dabei zu sein. Kurz nach der Ausschreibungsveröffentlichung habe ich uns dann auch gleich angemeldet (als erste Teilnehmer überhaupt, offensichtlich nur wenige Minuten, nachdem die Ausschreibung veröffentlicht wurde - so hat es Hansi zumindest beim Briefing am Turniertag verkündet).

"An Tagen wie diesen" ...

... hätte ich vielleicht doch besser im Bett bleiben sollen?

Ich hatte mich, genauso wie Karin, auf die erste Austragung dieses traditionellen Jagdturniers gefreut. Nachdem Karin am Sonntag zuvor - beim Turnier in Minseln - noch hatte passen müssen, war sie nun nicht mehr zu bremsen. Die Bronchitis hatte sich zwar festgesetzt und ihr Gesundheitszustand war alles andere, als optimal. Da aber zwischenzeitlich Penicillin angesagt war, was ihren "Zustand" schnell verbessert hatte, wollte sie mich unbedingt zum Turnier begleiten.

Beim Aufwachen plagten mich heftige Kopfschmerzen und ich hatte das Gefühl, dass in unserem Schlafzimmer nachts eine Bushaltestelle eingerichtet war: Irgendwie fühlt ich mich, als wäre ich mächtig "unter die Räder gekommen". Naja .. soll's geben dachte ich noch so bei mir.

Das Turnier wollte ich mir trotzdem nicht entgehen lassen und da auch Karin klar signalisierte, dass sie endlich wieder einmal Bogenschießen wollte, ging's nach einer Kopfschmerztablette und einer schönen Tasse Kaffee ab in Richtung Wolterdingen. Mit dem Wetter hatten wir auch Glück: Nach heftigen Regenfällen, Sturmböen und Gewitter am Vortag begann der Donnerstag bei uns im Kinzigtal heiter und recht mild. Auf der Fahrt zog dann jedoch der Himmel kurz hinter Villingen zu und wir kamen bei leichtem Nieselregen an. Glücklicherweise hat sich der Regen bis zum Start dann gelegt und es blieb die gesamte Runde über, bei Temperaturen um knapp 20 °C, recht warm.

Mit einer kleinen Verspätung hat Hansi Fischer dann gegen 9.40 Uhr zum obligatorischen Briefing gerufen. Hierbei wurden nach der Begrüßung der rund 60 gemeldeten Teilnehmer die Regeln nochmals kurz zusammengefasst, bevor man dann auf den nur unwesentlich veränderten Vereinsparcours hinaus geschickt wurde.

Für diese Runde haben Karin und ich uns mit Ralf und Jutta S., Matze P. sowie Antonio A., den ich im Rahmen des Wintercups kennengelernt hatte, in der Startgruppe 3 (die dann von Scheibe 7 aus ins Rennen geschickt wurde) eingetragen.

Pünktlich um 10.00 Uhr konnten wir dann den ersten Pfeil auf die Reise schicken

 

Wo ist das Kill?

Erst "gucken" - dann "schießen"

Gleich bei den ersten Scheiben zeigte sich, dass ich demnächst wohl einen Psychologen benötige: Wie so häufig auf meinen letzten Turnierrunden benötige ich gleich an der ersten Scheibe einen zweiten Pfeil. Glücklicherweise hatten auch andere hier ihre Probleme, so dass ich mir nicht viel dabei dachte. Auch die zweite Scheibe - der Waschbär, den ich schon so oft problemlos gekillt hatte - brachte mir nicht die erhoffte Sicherheit: Nur mit viel Glück kam ich zu einem (schlechten) Körpertreffer mit dem ersten Pfeil.

So ging es dann weiter: Javelina - zweiter Pfeil, Truthahn - schlechter Körpertreffer, Murmeltier - zweiter Pfeil (wenigstens im Kill) ... Bereits am Dopingstand bei Scheibe 14 hatte ich so die Platzierungsfrage abgehakt. Die Pfeile wollten einfach nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte: Mal schlugen sie links auf dem Tier ein, mal rechts; mal waren sie hoch, dann wieder zu tief - und nie (es sei denn mit dem zweiten Pfeil) saßen sie im Kill.

Völlig anders lief es dagegen bei meinen direkten "Konkurrenten": Antonio begann sehr stark, setzte einen ersten Pfeil nach dem anderen auf das Tier und traf auch häufig das Kill. So setzte er sich gleich zu Beginn der Runde recht deutlich von mir ab. Ich gönnte es ihm, zeigt er doch eine sehr saubere und stabile Technik.

Erstmals sah ich ihn bei diesem Turnier mit seinem neuen Mohawk-Bogen - ein Teil, das mir durchaus gefällt (insb. das Mittelstück). Am Ende des Tages standen für ihn 406 Punkte auf dem Wertungszettel (Platz 11).

Auch Matze war - wie immer, wenn im direkten Vergleich mit mir steht - hoch motiviert: Zwar benötigte auch er an der ersten Scheibe gleich einen zweiten Pfeil (der erste war deutlich zu kurz und blieb, als "Opfer an die Waldgötter", bis zum Ende verschollen), doch dann drehte er mächtig auf. Nachdem er an den Anfangsscheiben mit seiner Leistung noch - für alle hörbar *fg* - gehadert hatte, setzte er einen sauberen Treffer nach dem anderen, darunter auch viele Killtreffer.

So gelang es ihm, sich recht bald an die Spitze unserer Gruppe zu setzten. Diese Position geriet dann zu keiner Zeit mehr in Gefahr. Mit schlussendlich 442 Punkten liefere er eine tolle Runde ab, die ihm am Ende Platz 3 eingebracht hat.

Der einzige aus der Gruppe, dem es ähnlich erging wie mir, war Ralf: Nach zahlreichen Eigentümerversammlungen in den Vorwochen war auch sein Kopf ganz offensichtlich nicht "frei". So gelang es ihm zu keinem Zeitpunkt, seine Technik sauber abzurufen. Viele unnötige "Vorbeitreffer" waren die Folge - immer wieder erstaunlich, welch große Rolle der Kopf bei diesem Sport spielt!

Während es mir gelungen ist, mich im Lauf der Runde so einigermaßen zu steigern, konnte Ralf gar nicht ins Geschehen eingreifen. Vor allem sein Anker erwies sich als Achillesferse: Selten gelang es ihm, diesen bei einem Wertungsschuss zu halten. Bei "Nachschüssen" bzw. im freien Gelände konnte er ihn ohne Probleme sekundenlang halten - ist hier eine Targetpanic im Anmarsch?

Normalerweise liegen wir derzeit auf dem selben Level - bei dieser Runde setzte ich mich dann langsam aber sicher - vor allem ungewöhnlich deutlich - von ihm ab. Am Ende erreichte er 368 Punkte - so wenig, wie schon lange nicht mehr.

Impressionen:

Auch die beiden Damen in unserer Gruppe lieferten sich ein hartes, aber faires Duell:

Zunächst legte Jutta los wie die Feuerwehr, Karin hatte alle Mühe, dranzubleiben. Man merkte ihr deutlich an, dass sie durch die Bronchitis noch arg geschwächt war und ihr in dieser Saison noch das Training fehlt (es war erst ihre zweite Runde in diesem Jahr überhaupt!).

Jutta kommt mit ihrer neuen Widow nun immer besser zurecht. Im Gegensatz zu früher gelingt es ihr mit einer sehr hohen Konstanz, die Linie zu halten: Nahezu alle Pfeile kamen sauber online zum (Innen-)Kill. Das einziges Problem, das sie derzeit noch mit dem Bogen hat, ist die Wurfleistung des Bogens: Immer wieder schlugen Pfeile kurz vor dem Tier ein oder gingen knapp über den Rücken der Tiere hinweg.

Einen echten "Wol(p)terdinger" bekamen wir auch zu sehen

Über Karins Leistung mussten wir hin und wieder herzhaft grinsen: Entweder sie schaffte mit dem ersten Pfeil einen Körpertreffer, oder es gab ein "Miss" - andere Wertungen waren nicht zu verbuchen, es war wie verhext.

Erst gegen Ende der Runde gelangen ihr dann auch Killtreffer und Treffer mit dem zweiten Pfeil - das sah dann auf der Scorecarte (wo zuvor nur die 16er-Spalte angekreuzt war) nicht mehr ganz so "toll" aus *fg*.

Nach einer kurzen Kreislaufschwäche etwa zur Hälfte der Runde drehte Karin immer mehr auf. Zeitgleich bekam Jutta mit den (kurzen) Distanzen mancher Schüsse Probleme. So setzte sich Karin nach und nach von Jutta ab. Mit schlussendlich 358 Punkten holte sie am Ende sogar noch einen Podestplatz: Der Bronzerang kam schon ein wenig überraschend, umso mehr hat sie sich darüber gefreut!

Hätte sie sich nicht ausgerechnet bei unserer letzten Scheibe, dem Steinbock, noch ein Miss eingefangen, dann wäre sie sogar noch vor Ralf gelandet ...

Insgesamt harmonierte unsere Gruppe wieder auf das allerbeste: Die Frotzeleien untereinander sind wir nun ja schon gewohnt. Daneben hatten wir immer genügend Zeit für allerlei Geplauder. Gute Schüsse wurden abgeklatscht, bei misslungenen Schüssen gab es tröstende Worte oder auch mal (nett gemeinte) bissige Kommentar. Hier musste ich häufig über Antonios trockene Kommentare schmunzeln - auch er passt einfach bestens in unsere Gruppe.

 

Unsere Gruppe an einer unserer letzten Scheiben

So drehten wir unbeschwert und ohne Auflaufen unsere Runde, bevor wir gegen 14.15 Uhr wieder am "Festplatz" ankamen. Dort genossen wir noch gemeinsam Speis und Trank, bevor Karin und ich uns recht bald wieder auf den Heimweg gemacht haben. Da uns unser Töchterchen zuhause erwartet hatte und wir in punkto Karins Gesundheit nichts riskieren wollten, warteten wir die Siegerehrung nicht ab.

Nachdem ich meine suboptimale Leistung an diesem Tag recht schnell akzeptiert hatte, konnte ich die Runde trotzdem genießen. Im Gegensatz zum Turnier in Minseln war nun jeder Schuss echte "Arbeit".

Sehr zu meiner Freude kam ich so ganz langsam auf Touren: Urplötzlich gelangen mir viele Körpertreffer mit dem ersten Pfeil, diese saßen nun auch wieder näher am Kill und hin und wieder schlug sogar einmal ein Pfeil im Kill ein! So konnte ich nun auch Antonio überholen und immer dichter auf Matze aufschließen. Leider hatte ich wieder meine üblichen Probleme mit der Bergziege (Scheibe 26) - hier musste ich gar zu einem dritten Pfeil greifen (und habe mir doch tatsächlich einen Pfeil geschrottet): Auch an unserer drittletzten Scheibe prallte mein erster Pfeil vom Rücken des Tieres ab, der Nachschuss landete dann wenigstens noch im Kill

422 Punkte waren dann das Ergebnis dieser "Arbeitsrunde", deutlich weniger, als ich bei meinen vergangenen Besuchen (die ich auch immer vom roten Pflock aus in Angriff genommen hatte!) erreicht habe. Sei's drum - man kann eben nicht immer seine beste Leistung abrufen. Immerhin kam ich am Ende so noch auf einen akzeptablen 8. Platz.

 

 

 

 

Auch ungewöhnliche Schusspositionen habe ich riskiert ...

Fazit:

Die Bogenfreunde Wolterdingen haben ein wirklich schönes 1. Turnier ausgerichtet. Der Parcours war überarbeitet ("auf Vordermann gebracht"), die eine oder andere neue Abschussposition eingebaut bzw. auch div. Tierchen ersetzt. Die Einschießscheibe war ebenfalls ausreichend und das Festzelt sowie der Dopingstand bestens bestückt. Dort waren die Preise moderat, die Auswahl - zumindest meiner Meinung nach - mehr als ausreichend. So gesehen war es ein guter Einstand in den Turnierreigen.

Allerdings könnte man die eine oder andere Scheibe noch optimieren: Ein Rückenabpraller vom Fellbraunbären aus unserer Gruppe landete in der Kuhle beim Javelina bzw. der Spinne). Umgekehrt gingen "Vorbeitreffer" beim Fuchs an dieser Kuhle dann ab in Richtung Braunbär im Tal. Darüber hinaus sind manche Scheiben für einen vollständig besetzten Wettkampfparcours einfach zu eng. Auch Schüsse, die in Richtung Straße abgehen können, wären bei anderer Positionierung der Pflöcke durchaus vermeidbar...

Man könnte an "Tagen wie diesen" im Bett bleiben; allerdings würde man dann aber einen schönen Tag im Kreis der Bogenfreunde verpassen!

Sportliche Leistung und Platzierungen sind glücklicherweise nicht alles! Trotz des für mich suboptimalen Turnierverlaufs - zumindest für meine Verhältnisse - war es ein wunderschöner Tag, bei dem ich gerne bei den Bogenfreunden Wolterdingen zu Gast war. Ich hoffe, dass es auch im kommenden Jahr wieder ein Turnier dort gibt - wir werden gerne wieder daran teilnehmen!

Siegerliste

 

Bericht in der "Traditionell Bodensport", Nr. 77 (3. Quartal 2015)

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