AKie's Bogenblog

19. Juli 2014

30. internationales 3D-Jagdturnier

... durchgeführt vom Bogensportclub Titisee-Neustadt.

 

 

Nach zweijähriger Abstinenz war es uns endlich wieder vergönnt, an diesem schönen Turnier teilzunehmen. Bereits unmittelbar nach der Veröffentlichung des Termins haben Karin und ich uns für den Samstag angemeldet, den Sonntag brauchen wir - man wird halt älter - zur Erholung. Gleich nach der Bestätigung des Startplatzes habe ich mich unbändig auf eine Sache gefreut: Den Drachenschuss ...

So ging es am frühen Samstagmorgen 'gen Neustadt. Der Wetterbericht verhieß für diesen Tag des Wochenendes strahlenden Sonnenschein bei Temperaturen von bis zu 36 °C. Beste Aussichten also, nachdem es in den Vorwochen noch häufig Schauer und nicht gerade angenehme Temperaturen gegeben hatte. Gab es an Montag vor dem Turnier noch reichlich Regen, so steigerte sich das Wetter bis Freitag von Tag zu Tag - und schon bei der Abfahrt in Schiltach am frühen Samstag lagen die Temperaturen dann bei rund 20 °C. Es wurde ein heißer, windstiller und einfach wunderschöner Tag im Hochschwarzwald.

In Neustadt angekommen trafen wir viele Freunde aus nah und fern.

Hierbei konnte man auch gleich wieder ersehen, warum sich das Turnier wirklich zu Recht "international" nennen darf: Ich kenne kaum ein Turnier, bei dem man so viele Teilnehmer aus der Schweiz, Österreich, Frankreich und natürlich Deutschland am Start sieht ... immer wieder ein tolles Erlebnis.

So gab es den einen oder anderen netten Plausch, bevor Karin und ich uns bei der Anmeldung in die Startgruppe 18 - glücklicherweise hat Martin R., auf das gute Zureden verschiedener Bogner, bereits vor einigen Jahren auf den "Scheibenstart" umgestellt. Bei unseren ersten Teilnahmen in Neustadt sorgte der "fliegende Start" teilweise noch für Chaos - eingetragen haben.

Beim gemeinsamen Gang zu den Scheiben ab 9.30 Uhr waren wir so gespannt, auf wen wir in der Gruppe treffen würden: Wie sich herausgestellt hat, lag die Scheibe 18 strategisch sehr günstig in unmittelbarer Nähe zum Dopingstand auf der der Naturschanze gegenüberliegenden Seite des Berges. So kamen wir schlussendlich gleich dreimal an diesem hervorragend bestückten Dopingstand vorbei (und konnten so den Trinkvorrat immer rechtzeitig wieder auffüllen). Am Startpflock erwarteten uns bereits Gerold (Langbogner) und Michael mit seinen beiden Kindern Jonas und Jule (alle drei Freestyle Recurve). Schon bei der Begrüßung wurde deutlich, dass das wohl eine lustige Truppe geben wird ...

... was sich am Ende des Tages, nach rund sieben Stunden auf dem Parcours, absolut bestätigt hat.

Ich selbst konnte endlich wieder einmal eine völlig entspannte Runde drehen, ohne mir um meine Schüsse irgendwelche Gedanken zu machen. Stattdessen war es mir eine Freude, den beiden Jüngsten in der Truppe - Jonas mit seinen acht Jahren und Jule (6 Jahre) - einige Tipps zu geben, nach tollen Schüssen zu loben oder nach "Vorbeitreffern" auch einmal ein wenig Mut zuzusprechen.

Gerold und Michael haben sich als sehr angenehme Gesprächspartner herausgestellt, so dass wir auch abseits des Turniergeschehens den einen oder anderen netten Plausch hatten. Auch Karin fühlte sich sichtlich wohl und lieferte so eines der besten Turnierergebnisse der letzten Zeit ab.

Bekannt ist dieses Turnier neben dem Drachenschuss von der Hochfirstschanze (in diesem Jahr leider nur ca. 100 Meter Schussentfernung bei rund 55 Meter Höhendifferenz) natürlich für die vielen wunderschönen Felltiere vom Projekt-3D. Leider konnte ich in diesem Jahr keine neuen Tiere entdecken, es waren nicht einmal alle bekannten Tiere aufgebaut. So haben mir die Tarantel, das Känguru und vor allem die Löwin gefehlt. Dafür waren die schönen großen Tiere - darunter der sibirische Säbelzahntiger sowie der Eisbär (eigentlich ein Widerspruch zum Wetter *fg*) auf der Runde zu finden.

Obwohl man rund um den Dopingstand den Laufweg ein wenig variiert hatte, muss man schon feststellen, dass man sich von Veranstalterseite doch so langsam ein wenig mehr Mühe mit dem Stellen des Turnierparcours machen sollte: Die 28 Scheiben sind leider seit Jahren an den immer gleichen Orten aufgebaut; zwar untereinander ausgetauscht, aber eben keine wirklich neuen Schüsse. Zudem gibt es, trotz vorsichtiger Verbesserungen seit den Vorjahren, immer noch das eine oder andere Sicherheitsproblem sowie einige schlechte oder fehlende Backstopps.

Das "Drumherum" hat - wie bislang in jedem Jahr, in dem wir teilgenommen haben - zu 100% gepasst; hier bleiben einfach keine Wünsche offen: Die Gastronomie im großen und gemütlichen Anbau an die "Skihütte" (statt des bislang gewohnten Festzelts), die Zwei-Mann-Kapelle als Überbrückung bis zur Siegerehrung, der Drachenschuss (in Eigenverantwortung durch die Vereinsjugend organisiert!), die Tombola etc. sorgen für reichlich Unterhaltung abseits des Parcours - einfach perfekt, was man hier als Verein gemeinsam auf die Beine stellt.

Unsere Runde begann also beim Dopingstand im Wald, den wir jedoch nach der ersten Scheibe direkt passiert haben, ohne eine Rast einzulegen. Weiter ging es den Berg hinauf auf dem bekannten Weg. Am höchsten Punkt angelangt erhascht man einen wunderschönen Blick auf die größte Naturschanze Deutschlands, bevor es dann wieder hinunter und in Richtung der Schanze geht. Auf der Wiese dann das wunderschöne Drachenkücken, das sich gerade aus dem Ei pellt. Ein herrlichen Steilschuss, der von Gerold absolut "passgenau" (zentrischer im Spot geht so ein Schuss vermutlich kaum) absolviert wurde.

Danach dann der altbekannte Schuss auf den Alligator, der in diesem Jahr mit einem zusätzlichen "Baby" versehen war. Hier hatten insbesondere die Kinder in unserer Gruppe ihre Freude.

Ein ebenfalls sehenswerter Schuss war der "Teddybär", der mich dann doch glatt einen zweiten Pfeil gekostet hat. Alle andere trafen das Bärchen souverän mit dem ersten Pfeil ...

... Michael fabrizierte sogar einen "Bandenschuss": Der Pfeil touchierte einen Ast und wurde heftig abgelenkt - landete dann aber im Kill!

So kamen wir frohgelaunt immer besser in das Turnier hinein. Scheibe für Scheibe genossen wir das herrliche Wetter und die Ruhe im - glücklicherweise durchaus schattigen - Wald. Wir fanden unseren Rhythmus, liefen auf keine Gruppe auf und kamen auch zu keiner Zeit in Druck durch eine nachfolgende Truppe. Mit dem Steinbock absolvierten wir um die Mittagszeit herum die Scheibe 28, was bedeutete, dass man nun auf den Drachen traf.

Hier gönnten sowohl Karin, als auch ich uns das Vergnügen. Gerold und Michael stiegen hinab zum Fuß der Schanze und sicherten sich bereits das Mittagessen. Jonas und Jule wollten verständlicherweise unbedingt das Schießen auf den Drachen verfolgen. Leider war in diesem Jahr der Drachen nicht im Auslauf. Aufgrund eines Konzerts war dort noch immer eine Bühne aufgebaut, so dass man den Drachen in diesem Jahr deutlich näher am Abschusspunkt positionieren und sogar mit einem Backstopp versehen musste. Trotzdem saßen meine ersten Pfeile allesamt zu kurz. Lediglich zwei Pfeile fanden den Weg auf den Drachen: Einmal saß der Pfeil auf der Hinterpfote, einmal deutlich links neben dem Herz - die 53 cm Entfernung (so die Auswertung) Abstand zum Zentrum des Kills hätten sicher nicht zu einer vorderen Platzierung gereicht ....

... deshalb war mir hier schon klar, dass das nicht das letzte "Duell" mit dem Drachen an diesem Tag bleiben sollte. Doch dazu später mehr ...

So haben wir uns eine ausgiebige Mittagspause gegönnt - leckere Currywurst mit Pommes und dazu viel eiskaltes Mineralwasser. So gestärkt ging es dann in die zweite Teilschleife.

Wie gewohnt, stand Scheibe 1 wieder direkt am Wegrand oberhalb der Gaststätte, so dass man hier das Vergnügen hatte, unter den Augen einiger interessierter Zuschauer - ausgerechnet - die schmale Eule "anzugreifen". Nach einer ausgiebigen Pause nicht unbedingt ein "Wunscheinsteiger". Manch einer hätte sich eher den Elch auf zehn Meter gewünscht ...

... trotzdem hatten wir hier schöne Treffer zu verzeichnen und freuten uns auf den weiteren Verlauf der Runde. Allerdings hatten die Temperaturen über Mittag noch einmal deutlich angezogen, so dass man schon hier ordentlich ins Schwitzen kam.

 

Das Trefferbild bei Scheibe 1: Mit meiner "18" war ich mehr als zufrieden, benötigten andere doch durchaus den zweiten oder gar dritten Pfeil

Jonas (li.), Papa Michael (re., oben) und Jule (re. unten) ebenfalls an Scheibe 1

Karin äußerte sich schon während der Runde sehr positiv: Sie hat sich offensichtlich von Beginn an sehr wohlgefühlt. Demzufolge saßen ihre Treffer nahezu von Beginn an sauber Online. Lediglich zu Beginn benötigte sie einige Scheiben, bis sie voll und ganz im Turnier angekommen war. Einige zweite Pfeile sowie ein (ärgerliches und wirklich unnötiges) Miss waren die Folge. Danach drehte sie mächtig auf, lieferte ihre wirklich saubere Technik fehlerfrei ab und setzte Treffer um Treffer.

Weitschuss auf den Elch

Der nachfolgende Anstieg bis hinauf zum Dopingstand forderte von den Kleinsten unserer Gruppe so einiges ab. Auch die Erwachsenen mussten bei den in diesem Sektor wirklich nicht einfach stehenden Scheiben hin und wieder zu zweiten oder gar dritten Pfeilen greifen. Die kleinen und gemeinen Ratten, der Steilschuss auf den Adler, der Weitschuss auf den stehenden Schwarzbären oder der garstig kleine Fasan sorgten bei uns ein wenig für Verzögerungen (Pfeilsuche eingeschlossen), so dass leider einige nachfolgenden Gruppen auf uns aufliefen; Sorry dafür - und Danke für die Geduld!

Gut gelaunt setzten wir unsere Punktejagd fort, sehnten jedoch den Dopingstand herbei, da uns nun schon langsam wieder die Trinkvorräte (die erst während der Mittagspause aufgefüllt worden waren) zur Neige gingen. In dieser Sequenz drehten vor allem Karin und Gerold sowie Jule mächtig auf. Ich selbst verlor kurz die Konzentration und musste einige unsaubere Körpertreffer - völlig abseits der Killlinie - hinnehmen.

Scheibe für Scheibe näherte man sich so dem Dopingstand - immerhin war man zu diesem Zeitpunkt schon rund fünf Stunden unterwegs.

 

Familienbild am Javelina: Während die Erwachsenen hier teilweise sogar zum zweiten Pfeil greifen mussten, zeigten uns die Kids, wie es geht - Jonas 20 Punkte, Jule 18! Das beste Ergebnis der beiden ...

Einige Impressionen:

Der erste Schuss nach der Pause: Der heulende Fuchs (unten li.; rechts: Jonas im Anschlag)

Gespannt war ich natürlich auf die zwei-, drei Felltiere, die ich zwar in der Entstehung, jedoch noch nicht auf dem Parcours selbst gesehen hatte. Darunter zählt auch der Eisenbär, den ich in Armins Garage schon bewundert hatte. Nun durfte ich endlich auf ihn anlegen:

Ein beeindruckendes Tier - ich habe es mir nicht nehmen lassen, es sowohl vom roten (Visierschützen-) als natürlich auch von unserem (blauen) Blankbogenpflock aus zu schießen. Einfach ein tolles Gefühl, wenn der Pfeile eine so weite Distanz (rund 55 Meter vom roten Pflock aus, der weiteste Schuss dieser Runde) fliegt und dann (nahezu) dort einschlägt, wo man wollte ...

...entsprechend fällt dann natürlich auch der Gesichtsausdruck aus!

Die Geschichte zum Eisbär:

Der Eisbär war eine spezielle "Auftragsarbeit" an das Projekt 3D. Der Zusammenhang ergibt sich aus dem Veranstaltungsort - der Hochfirstschanze: Im Sommer 2013 hatte man eigens einen großen Berg Schnee unter einer Isolationsschicht unmittelbar bei der Schanze deponiert. Dieses Lager sollte später dazu dienen, das Skispringen im Winter - unabhängig von Frau Holle - durchführen zu können. So fand dann auch ein Eisbär sein Rückzugsgebiet, womit er in Neustadt "übersommern" konnte ...

Ebenfalls ein herrliches Tier: Der sibirische Säbelzahntiger. Er stand - in der leicht abgeänderten Schleife rund um den Dopingstand - oberhalb der gefassten Quelle, die in einen kleine Bach mündet. Bislang fand man hier die Weitschüsse z. B. auf das Löwenpaar - allerdings als Bergabschuss. Die dieses Mal gewählte Variante hat mir aber sehr gefallen. Der Schuss wirkte deutlich weiter, als er dann tatsächlich war ...

 

Mit meiner Leistung auf dieser Runde kann ich durchaus zufrieden sein: Trotz der Anstrengungen der letzten Wochen ist es mir gelungen, den Kopf frei zu haben.

Gerade aber auch die Zusammensetzung der Gruppe kam mir hierbei entgegen. Es hat mir unheimlich Freude bereitet, Michael mit den beiden Kids zu unterstützen. Es war eine Augenweide, den beiden beim Schießen zuzusehen: Eine - für dieses Alter - saubere Grundtechnik und das Durchhaltevermögen für eine komplette 28er-Runde. Das verdient, vor allem auch bei dem Wetter - allen Respekt.

Da man in Neustadt schon seit einigen Jahren eher auf moderate ("jagdliche") Distanzen setzt, hätte ich den einen oder anderen Schuss sicher noch besser setzten müssen. 15 Killtreffer klingen so auf den ersten Blick recht gut - allerdings stehen diesen auch fünf zweite Pfeile (von denen dann vier im Kill/Innenkill saßen) entgegen. Trotzdem haben mich die 456 Punkte dann doch sehr gefreut. Vor allem auch deshalb, da ich damit in der am stärksten besetzten BHR-Altersklasse auf einen tollen 4. Platz kam! Hierbei konnte ich dann eines meiner "Jahresziele" verwirklichen: Sowohl Holger S. (wenn auch nur in der Killanzahl) als auch Jürgen M. konnte ich hinter mir lassen ...

Tja ... und da war dann auch noch mein Schatz: In der BHR-Altersklasse der Damen sollten ihre 402 Punkte dann doch tatsächlich zum Sprung auf das Podest reichen. Platz 2, wenn auch mit gebührendem Abstand zur Siegerin, waren der Lohn für ihre tolle Runde. Auf Rang drei kämpfte sich dann Jutta S., so dass es bei der Siegerehrung - wie immer souverän und kurzweilig vorgenommen von Martin R. - recht lustig zuging.

 

Siegerehrung BHRA, Damen

Tja - und dann gab es ja noch IHN: Den Drachen

Nach Abschluss unserer Runde bin ich noch einmal den Berg hinaufgestiegen (Gottseidank bin ich kein Skispringer, das möchte ich nicht so häufig tun müssen), um mich dem Kampf um den "Drachentötertitel" zu stellen. Zeitgleich tut man ja der Vereinsjugend etwas Gutes, weshalb ich mir vorgenommen hatte, gleich neun Pfeile fliegen zu lassen...

... und was soll ich sagen: Nachdem ich mich mit den ersten vier Pfeilen noch langsam an den Drachen "herangetastet" hatte, saßen die letzten fünf Pfeile allesamt auf dem Tier: Vier Pfeile saßen mit einem Abstand von 23 bis 69 cm (Fuß) schon ganz ordentlich ...

... ein Pfeil schlug aber im Herzen des Drachens ein - ganze 15 cm vom Zentrum entfernt! Mit einem guten Gefühl stieg ich so wieder den Berg hinunter. Bei der Siegerehrung durfte ich mich dann tatsächlich als "Drachentöter 2014" (Kategorie "Blankbogen") aufrufen lassen und einen schönen Pokal in Empfang nehmen. Nachdem ich schon einmal den zweiten Platz erreicht hatte, bin ich nun endgültig im Reinen mit mir und dem Drachen.

Alles in allem war es so wieder einmal ein völlig entspanntes und erstklassiges Turnier. Nach dem einen oder anderen, wohlverdientem, Radler ging es dann zurück nach Hause. Gerne wären wir auch am Sonntag nochmals gestartet. Allerdings hat hier der Wetterbericht Schauer vorhergesagt und zudem brauchen wir einfach einen Tag am Wochenende zur Erholung.

Allerdings freue ich mich schon heute wieder auf das Turnier 2015 - ich hoffe nur, dass der Termin dann passt. Es ist einfach immer wieder eine Freude, befreundete Bognerinnen und Bogner in Neustadt zu treffen.

 

Siegerliste (Samstag)

Drachenschuss (Samstag)

 

nach oben